Kriminalisierung von Unfallopfern ist nicht hinnehmbar! Nach tödlichem Unfall machen große Zeitungen Stimmung gegen Opfer mit Migrationshintergrund

06.02.2021
Am 03.02.2021 kommt es in Treptow, Berlin zu einem schweren Autounfall. Wegen der hohen Fahrgeschwindigkeit gerät das Auto außer Kontrolle und prallt gegen Bäume und letztlich einen Baucontainer. Zwei der vier Insassen verunglücken vor Ort, ein weiterer Insasse erliegt später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Die ersten Berichterstattungen, die über den Unfall binnen weniger Stunden zu lesen sind, setzen die betroffenen jungen Neuköllner, die einen arabischen Hintergrund haben, unmittelbar mit Clan-Kriminalität in Verbindung. In Berichten der „Berliner Morgenpost“ und der „WELT“ wird den jungen Männern eine direkte Verbindung zu Clan-Kriminalität zugeschrieben und es wird behauptet, es handele sich um ein illegales Autorennen.

Am 04.02. aktualisiert der Redakteur einen Bericht der Berliner Morgenpost und entfernt Fehlinformationen. Weitere Online-Zeitungen lassen die Berichte weiterhin stehen.


Es ist nicht hinnehmbar, dass etablierte, große Zeitungen junge Männer aufgrund ihren ethnischen Hintergrund und ihrem Wohnort als Kriminelle stigmatisiert. Diese Berichte werden tausendfach gelesen und stiften Leser dazu, Menschen mit Migrationshintergrund grundsätzlich zu verurteilen und festigen bestehende Vorurteile und Feindseligkeiten. Es ist von Zeitungen und Redaktionen zu erwarten, insbesondere bei personenbezogenen Berichterstattungen diese objektiv darzustellen. Durch Unterstellungen und Behauptungen werden die Betroffenen bereits schwerst belastet, bevor überhaupt eine Richtigstellung der Hintergründe möglich ist.

Diese Art Angriffe häufen sich merklich in letzten Jahren. Besonders muslimische Jugendliche sind überproportional häufig von solchen Anschuldigungen der Kriminalisierung betroffen. Rassistische Belästigung, Gewalt und diskriminierendes Racial Profiling müssen der Vergangenheit gehören.

Das Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit ist eine von der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung geförderte Anlaufstelle. Es richtet sich an Menschen, die von Antimuslimischem Rassismus betroffen sind, bietet Beratung, Empowerment- und Sensibilisierungsworkshops an. Die hohen Meldezahlen zeigen zudem die Wichtigkeit der Aufklärung und Sensibilisierungsarbeit in der muslimischen Community.
 
Kontakt:
Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit 
Inssan e.V.

Tel: 030/20619639
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